ERNST JANDL

Ernst Jandl und die Familie

Ernst Jandl kommt aus einer Familie, die in gehobeneren kleinbürgerlichen Verhältnissen lebt. Sein Vater arbeitet bei einer Bank, die Mutter hat sich der Familie verschrieben. Die ökonomischen Verhältnisse am Ende der zwanziger Jahre treffen die Familie aber weniger hart als andere: Der Vater behält seine Arbeit. Politisch gehören Jandls Eltern keiner der extremen Gruppierungen an, weder rechts noch links. Politik zählt ohnehin nicht zu ihren bevorzugten Themen. Wenn, dann begeistert man sich für Kunst. Der Vater wäre lieber Maler als Beamter und geht seinem Beruf nur nach, damit die Familie materiell versorgt ist. Die Mutter unterstützt ihn in seinem Hang zur Kunst.

Große Erschütterungen werden in das Leben dieser Familie durch ein privates Ereignis hineingetragen: Die Mutter erkrankt, und der Ausbruch ihres tödlich verlaufenden Leidens muss als Geburtsstunde des Schriftstellers Ernst Jandl betrachtet werden. Als Reaktion auf diese Erkrankung beginnt die Mutter zu schreiben, und kurz nachdem sie das Schreiben für sich entdeckt hat, fängt auch der Sohn an, seine ersten Gedichte zu verfassen.

Seit die Mutter gestorben ist, ergibt sich für Jandl noch ein (insgeheim sich auswirkender) Grund für sein Schreiben. Mit seinen Versen kann er das Gedächtnis an seine schreibende Mutter wach halten und mit jedem Vers nicht nur seinen aufkeimenden und stärker werdenden literarischen Ambitionen folgen, sondern auch mit jeder eigenen Arbeit an dem Denkmal zu ihren Ehren weiterbauen.

Textauszug aus a komma punkt

Fotos

Gedichte

»Mutters früher Tod«

mutters früher tod
hat mich zum zweiten mal geboren

mit eselsohren
und der langen nase des pinocchio

so findet man mich leicht
ich bin verloren

Hörproben

»Mutters früher Tod«
00:00

Videos